Stell dir mal vor: Digitaler Unterricht 2.0 – Zukunftsmusik in Harsewinkel? Nein!
Juan Carlos Palmier bezieht Stellung zum digitalen Umbruch an Harsewinkeler Schulen. Seine Antwort auf den Hilferuf der Eltern der Klasse 7d von der Gesamtschule Harsewinkel:
Sehr geehrte Frau Westphalen,
sehr geehrte Frau Blomberg,
sehr geehrter Herr Grünwald,
zunächst einmal Danke ich Ihnen ganz herzlich, dass Sie sich vertrauensvoll mit Ihren Gedanken, ja Sorgen und letztendlich Ängsten an mich gewandt haben. Diese sind berechtigt und müssen ernst genommen werden.
Diese vielen Monate der Corona-Unsicherheit und des permanenten Improvisierens sind für alle Beteiligten sehr belastend: für Mütter und Väter, für Alleinerziehende, für Lehrerinnen und Lehrer, aber vor allem leiden Kinder und Jugendliche, oftmals im Stillen und kaum wahrgenommen, um ein Vielfaches mehr. Denn sie sind die wirklich Benachteiligten, egal, in welcher Klasse oder Stufe sie sind. Die Schulabgänger schließe ich bewusst mit ein.
Ich persönlich kann dieser Corona-Seuche bei aller Tragik durchaus auch etwas Positives (=Chancen!) abgewinnen, denn es hat uns Menschen in der BR Deutschland, in Europa und in der ganzen Welt unsere empfindliche Verletzbarkeit aufgezeigt. Ausgelöst durch eine neue, bislang nicht heilbare Krankheit in unserer Umwelt. Das verändert die Wahrnehmung, den Blick auf bestimmte Dinge in unseren Lebensbereichen.
Jahrelang haben wir uns beim Thema Digitalisierung Zeit gelassen und dabei den Anschluss an die Zukunft verloren. Die Corona-Krise hat diese Defizite im digitalen Ausbau des Internets sehr deutlich aufgezeigt, besonders in den nicht so gut erschlossenen Außenbezirken (nicht jeder lebt im Zentrum). Und es hat uns gezeigt, dass moderne Schulbildung, von der Grundschule bis zur Hochschule bei Weitem nicht so zukunftsorientiert agieren und ausgestattet sind, als es das neue digitale Zeitalter erfordern. Und wenn wir nicht aufpassen, verlieren wir auch den Anschluss an die Erfordernisse im sich wandelnden Berufsleben.
Ganz wichtig ist es, kein Kind zurück zu lassen, kein Kind zu verlieren. Egal aus welchem Kulturkreis das Kind auch stammen möge. Bildung hängt in der BR Deutschland noch immer vom sozialen Status der Eltern, der Familie ab. Wohlhabendere Eltern, die häufig über ein höheres Bildungsniveau verfügen, fällt es leicht(er), ihren Kindern das technische Equipment zur Verfügung zu stellen, um von zu Hause aus zu lernen. Sie können ihre Sprösslinge auch beim Home-Schooling besser, qualifizierter unterstützen. Aber nicht jede Familie vermag das zu tun.
Wie Sie sicherlich aus meiner sozialpolitischen Arbeit der letzten Jahre wissen, ist mir die Unterstützung, die Förderung von Kindern, Jugendlichen und Schulen jeder (Schul-)Form eine Herzensangelegenheit. So haben wir Grüne in Harsewinkel uns stark dafür gemacht, alle Beteiligten durch den Ausbau der Schulsozialarbeit zu stärken. Der präventive Aspekt leitet dabei mein persönliches Handeln.
Das werden wir auch nach der Kommunalwahl am 13. September 2020 weiter fortsetzen und uns dafür einsetzen, dass Kinder und Schulen fit für die Zukunft gemacht werden. Und zwar mit der notwendigen, zeitgemäßen Ausstattung, die ein effektives und effizientes Lernen ermöglicht. Auch von zu Hause aus. Und Spaß machen darf es auch.
Politisch wird es ja aktuell diskutiert, welche Stelle für die Verteilung, für die Zuweisung der Hardware verantwortlich sein soll. Es macht durchaus Sinn, Schulen, die ihre Schülerinnen und Schüler am besten kennen, mit dieser verantwortungsvollen Aufgabe zu betrauen. Damit primär, solange eine vollumfängliche Ausstattung aller Kinder und Jugendliche nicht gewährleistet werden kann, die bedürftigsten Kinder in den Genuss solcher Geräte kommen.
Daran muss in den kommenden Monaten konsequent weiter gearbeitet werden, aber auch an der infrastrukturellen Versorgung aller Kindergärten, Schulen, Unternehmen und Haushalte mit schnellem und bezahlbaren Internet. Nicht alles können wir alleine im Rat der Stadt Harsewinkel entscheiden, beeinflussen, aber wir können es an der entsprechenden Stelle mit den zuständigen (technischen) Partnern anstoßen, vorantreiben.
Liebe Eltern der Klasse 7d: Auch wenn ich nicht daran glaube, dass es zu einem weiteren flächendeckenden Lockdown kommen wird, weil wir aus der Vergangenheit und den Erfahrungen gelernt haben, uns weiterentwickelt haben und erkannt haben, dass die Lösung in lokal begrenzten Schutzmaßnahmen zu suchen ist, versichere ich Ihnen, dass ich mich mit meinem tollen Team von Bündnis 90/Die Grünen hier in Harsewinkel, Greffen und Marienfeld um Ihre geäußerten Belange auch weiterhin kümmern werde, uns kümmern werden.
Denn Kinder sind unsere Zukunft. Und Bildung ist die beste Investition in die Zukunft.
Ich hoffe, Ihre berechtigte Anfrage einigermaßen ausführlich beantwortet, gewürdigt und so Ihren Erwartungen entsprochen zu haben. Falls nicht, lassen Sie es mich bitte auf jeden Fall wissen. Für weitere sich ergebende Fragen, Anregungen oder konstruktiver Kritik stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung.
Herzliche dankbare Grüße – auch an Herrn Andreas Stork.
Juan Carlos Palmier
Bürgermeisterkandidat
Bündnis 90/Die Grünen
(Text- und Bildquelle: Bündnis 90/Die Grünen Harsewinkel)