Mobile Retter im Kreis GT gefeiert: Tiefer Respekt und Hochachtung

• Menschen, denen das Leben nach einem Kreislaufstillstand gerettet wurde, stellten sich mit ihren Mobilen Rettern vor dem Kreishaus zum Erinnerungsfoto auf. (v.l.): Lucas Nottenbrock (Retter), Detlef Vincke (Überlebender, Werther), Laura Harmann (Retterin), Daniel Buschmeier (Retter), Heinrich Harbrock (Überlebender, Herzebrock-Clarholz), Guido Ortkras (Retter), Andreas Lekic (Überlebender, Bielefeld, Kreislaufstillstand am Arbeitsplatz in Verl)), Fynn Schulte (Retter), Andreas Bloch (Überlebender mit zwei seiner drei Kinder, Borgholzhausen), Patrick van Diesen (Retter), Florian Scheel (Retter) (© Kreis GT).

Erstmals in der Geschichte der Mobilen Retter im Kreis Gütersloh waren die Ersthelfer selbst zum Feiern eingeladen. Landrat Sven-Georg Adenauer begrüßte gestern Nachmittag (10. Oktober) in der Rotunde des Kreishauses rund 150 Frauen und Männer aus dem gesamten Kreisgebiet. Er lobte den Pioniergeist der ersten Stunde und konnte auch vier Männer begrüßen, die bereits klinisch tot waren, aber reanimiert werden konnten.

„Danke, dass Sie den Mut aufbringen, hier und heute bei dieser Feier zu uns zu sprechen“, sagte Adenauer. Einer der Geretteten ist das ehemalige Kreistagsmitglied Detlef Vincke. Seine Frau war sachkundige Bürgerin im Gesundheitsausschuss und brachte damals die Mobilen Retter mit auf den Weg. Was sie nicht wusste: Kurze Zeit später würde es ihr Ehemann sein, der auf diese Weise gerettet wurde.

Vincke und auch die anderen Überlebenden wurden mit ihren damaligen Mobilen Rettern zusammengeführt – eine emotionale Begegnung.

Vor über zehn Jahren wurde das deutschlandweit beachtete Projekt von Prof. Dr. Ralf Stroop aus Halle/Westf. auf den Weg gebracht. Er ist Arzt und Ingenieur für Elektro- und Informationstechnik und war damals Notarzt im Kreis Gütersloh. Stroop konzeptionierte, entwickelte und implementierte das System. „Tiefen Respekt, Hochachtung, was ihr da auf euch nehmt, rund um die Uhr“, sagte der Ideengeber und Entwickler der Mobilen Retter.

Beteiligt war auch Thomas Kuhlbusch als Jurist und Dezernent, der als ‚ziemlich bester Freund‘ der Mobilen Retter – so Adenauer – den Weg in rechtlicher Hinsicht geebnet hat.

Weiterentwickelt und in seiner Qualität verbessert hat es im Anschluss Dr. Bernd Strickmann, Leiter des Rettungsdienstes im Kreis Gütersloh. In seiner Einführungsrede sagte er: „2022 konnten im deutschen Durchschnitt pro 100.000 Einwohnern sieben Menschen nach einem Kreislaufstillstand in gutem Zustand das Krankenhaus verlassen. Im Kreis Gütersloh waren es zwölf Menschen pro 100.000 Einwohnern. Wenn man das hochrechnet auf unsere Bevölkerungszahl, 370.000 Einwohner etwa, dann haben wir den Durchschnitt mit 26 Überlebenden nach plötzlichem Kreislaufstillstand im Kreis Gütersloh gehalten, aber noch einen draufgesetzt. Bei uns waren es nämlich 45, also 19 mehr. Wir haben den Durchschnitt geschafft und 19 mehr Menschen gerettet. Das sind alle drei Monate einer mehr. Das ist top. Da können wir uns auf die Schulter klopfen.“

Die Mobilen Retter haben sich als Verein organisiert und werden seit Beginn von den Sparkassen im Kreis Gütersloh unterstützt.

Mobile Retter  – In der Überbrückungszeit bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes übernehmen oft so genannte ‚Mobile Retter‘ die Notfallhilfe. Dieses smartphonebasierte System wurde im Kreis Gütersloh von Ralf Stroop technisch entwickelt und ist mittlerweile in Deutschland unter verschiedenen Namen im Einsatz. Mobile Retter erhöhen deutlich die Chancen, einen Kreislaufstillstand zu überleben und ohne bleibende Schäden aus dem Krankenhaus entlassen zu werden. Dazu laufen gerade wissenschaftliche Arbeiten. Geschulte, in der Wiederbelebung erfahrene Retter, die sich zufällig in der Nähe eines Notfallortes befinden, werden dabei durch die Leitstelle gleichzeitig mit dem Rettungsdienst alarmiert. Ihr Vorteil: Sie sind häufig schneller vor Ort. Es kann also sein, dass der Nachbar, der Krankenpfleger ist, über das Smartphone alarmiert zum Notfallort kommt. So wird das therapiefreie Intervall vom Notruf bis zum Eintreffen des Einsatzfahrzeugs weiter verkürzt. Die Rettungskette wird weiter gestärkt. Dazu Dr. Bernd Strickmann, Ärztlicher Leiter Rettungsdienst: „Wir kombinieren die Lebensrettungs-Systeme und potenzieren somit ihre Effekte.“

 

(Text- und Bildquelle: Referat Presse – Kreis Gütersloh)

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