In diesem Jahr übernimmt Ursula Mußmann erstmals den Rundgang „Jüdisches Leben“, der in der Vergangenheit vom ehemaligen Stadtarchivar Eckhard Möller in Zusammenarbeit mit Gästeführer Bernhard Kruk durchgeführt worden ist. Die Gästeführerin plant neue Akzente in den Rundgang zu bringen: Neben der über 200 Jahre währenden Geschichte jüdischen Lebens in Harsewinkel soll wissenswertes zu den jüdischen Feiertagen und Bräuchen vermittelt werden. Ein besonderer Schwerpunkt bleiben die Schicksale der Familien Lorch und Mendels, die lange Zeit in Harsewinkel ansässig waren, Viehhandel und ein Manufakturgeschäft in der Ortsmitte betrieben. Als Kaufleute besaßen die jüdischen Händler hohes Ansehen, als Nachbarn waren sie in den Vereinen vom Schützen- bis zum Kegelverein integriert und Teil des gesellschaftlichen Lebens in der dörflich geprägten Kleinstadt. Die Machtergreifung der Nationalsozialisten beendete dieses friedliche Miteinander und führte zur Entrechtung, Zerstörung jüdischen Eigentums, Vertreibung und Deportation.
Der Rundgang beginnt um 14:30 Uhr am Rathaus, Place des Andelys, und endet gegen 16:00 Uhr am jüdischen Friedhof. Die Teilnahmegebühr beträgt 5,00 €, ermäßigt 2,50 €, und ist zu Beginn des Rundganges in bar der Gästeführerin zu überreichen.
Für die Teilnahme ist keine Voranmeldung notwendig. Sie müssen jedoch geimpft, genesen oder getestet sein, zudem ist das Mitführen eines medizinischen Mund-Nase-Schutzes oder des Standards FFP2 erforderlich. Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind eingeladen, im Anschluss an die Veranstaltung in Gedenken an die Novemberpogrome auf dem Jüdischen Friedhof teilzunehmen.
Die Gedenkveranstaltung an das Novemberpogrom beginnt in diesem Jahr um 16:00 Uhr am Jüdischen Friedhof an der August-Claas Straße. Das Pogrom, das in der Nacht vom 09. auf den 10. November 1938 stattfand, jährt sich in diesem Jahr zum 83. Mal. Während die Übergriffe auf Juden und die Zerstörung ihrer Besitztümer an anderen Orten in den Abendstunden des 10. Novembers schon beendet war, wurde in Harsewinkel das Wohn- und Geschäftshaus der Familie Mendels überfallen. Unter dem Einfluss des Erlebten entschloss sich die Familie im folgenden Jahr zur Auswanderung nach Australien. Salomon Lorch, der auf eine lange Ahnenlinie zurückblicken konnte, die Harsewinkel ihre Heimstatt nannten, verblieb als einziger Jude in der Landgemeinde. Im Dezember 1941 wurde er in das Konzentrationslager Riga deportiert und ermordet. Die Gedenkveranstaltung findet in diesem Jahr im kleinen Rahmen statt. Die Gedenkansprache wird Bürgermeisterin Sabine Amsbeck-Dopheide halten.Herren werden gebeten, eine Kopfbedeckung mitzubringen, die während des Betretens des Friedhofes zu tragen ist. Es werden aber auch Kopfbedeckungen bereitgestellt.
(Text- und Bildquelle: Stadt Harsewinkel)