Der ehemalige Journalist Richard Zelenka bereiste viele Male Lettland. In seinem Buch berichtet er in amüsanten und skurrilen Geschichten über die Lebensart, Kultur und Geschichte der Menschen im Baltikum.
Es ist eine ziemlich wundersame Geschichte, die in „Vertraute Fremde – mein Lettland“ erzählt wird. Sie klingt fast wie ein Märchen. Ein reiches Schneiderlein mit großem Herz schenkt einem kleinen Dorf am Ende der Welt ein großes Haus, in dem Kranke und Alte Zuflucht und Fürsorge finden.
Dieses Märchen ist wahr. Der edle Spender hieß Bruno Kleine und war ein erfolgreicher Modeunternehmer in Harsewinkel. Kleine, der 2003 einem schweren Leiden erlag, und seine Familie haben sich vorgenommen, die medizinische Versorgung im Norden Lettlands zu verbessern. Sie gaben viel Geld aus ihrem Privatvermögen für ein modernes und komplett ausgestattetes Krankenhaus in dem 2.000-Seelen-Dorf Mazsalaca.
Endlich ist das Hospital fertig. Es soll mit einem großen Festakt eröffnet werden. Was für eine tolle Geschichte für Harsewinkel, das beschauliche Städtchen in Ostwestfalen! Das muss groß in der Zeitung stehen. Der zuständige Lokalredakteur soll dafür sorgen. Mit gemischten Gefühlen tritt der Autor von „Vertraute Fremde“ die Dienstreise ins Ungewisse an. „Es war ein echtes Abenteuer, spannend und aufregend zugleich. Ich hatte keine Vorstellung, was mich in Lettland erwartet“, erinnert sich Richard Zelenka an seine erste Reise ins Baltikum im Sommer 2000.
Es sollte nicht die letzte bleiben. Aus dem Abenteuer wird eine Passion. Immer wieder begleitet er in den nächsten Jahren die Delegation des Kreises Gütersloh, die mit dem damaligen Kreis Valmiera seit 1992 partnerschaftlich verbunden ist. Er berichtet über die vielen erfolgreichen Projekte und Aktionen, die im Rahmen der deutsch-lettischen Freundschaft entstanden sind und fortgeführt werden. Im Blickpunkt steht aber die Begegnung von Menschen aus beiden Ländern.
In „Vertraute Fremde“ werden auf 184 Seiten lustige und skurrile Geschichten aus dem lettischen Alltag erzählt. Nebenbei erfährt der Leser einiges aus der Geschichte, Kultur und Politik des kleinen baltischen Landes sowie über die Lebensart der Letten. Der Titel „Vertraute Fremde“ ist Programm. Er beschreibt das ganz persönliche und subjektive Herantasten an Lettland, das kleine baltische Land im Norden Europas. Daher der Untertitel „Mein Lettland“.
Letten sind anders. Ihre Mentalität, ihr Denken und ihr Humor sind anders. Mit Sarkasmus und Ironie kommt man in Lettland nicht weit. Das sollte man wissen, will man sich peinliche Situationen oder strafende Blicke ersparen. Die Annäherung ist zuweilen ein langer und zäher Prozess. Es braucht seine Zeit, diese Lektion zu lernen. Wenn‘s gelingt, werden aus Fremden Freunde, im Idealfall vielleicht sogar die besten Freunde.
Die Mühe lohnt sich. „Auch ich bin öfter ins Fettnäpfchen getreten. Aus Fehlern lernt man aber“, sagt der 70-jährige Autor.
Die Geschichten in diesem Büchlein wurden hier und da ein bisschen aufgepeppt, um die Erzählstruktur und Dramaturgie geschmeidiger zu machen. Die Schauplätze sind authentisch, ebenso die Protagonisten in „Vertraute Fremde“. Einige von ihnen agieren aber in so skurrilen und surrealen Geschichten, dass es angeraten erschien, ihre Namen zu ändern. Denn niemand soll in diesem Buch der Lächerlichkeit preisgegeben oder an den Pranger gestellt werden. Viele der handelnden Personen haben in über 30 Jahren auf beiden Seiten mit Herzblut am Gelingen der lettisch-deutschen Freundschaft mitgewirkt. Richard Zelenka: „Das ist gelebte Völkerverständigung mit Vorbildcharakter.“
Richard Zelenka, „Vertraute Fremde – mein Lettland“, 184 Seiten, BoD-Verlag, ISBN 9783756896554, auch als E-Book erschienen, ISBN 9783756872114.
Die Lesung mit dem ehemaligen Lokalreporter der NW findet am 3. Juni ab 19:30 Uhr im Kulturort Wilhalm statt. Der Eintritt beträgt 6.- Euro.
(Text- und Bildquelle: Ulrich Kleine)